Pflanzenproduktion in Brasilien

Pflanzenproduktion in Ackerbau und Sonderkulturen

Ackerbau

Sonderkulturen

Soja

Soja-Pflanze in BrasilienMit einer Anbaufläche von 23 Millionen Hektar ist Brasilien nach den USA der zweitgrößte Sojaproduzent und nimmt in der Rangliste der Soja-Exporteure den ersten Platz ein.

Hauptexportländer sind die EU, China und Japan. In der EU werden 80% der Sojabohnen zu Futtermitteln verarbeitet, der übrige Teil geht in die Lebensmittelerzeugung und in den technischen Bereich.

Im Jahr 2005 betrug die Gesamtproduktion 50,2 Millionen Tonnen, der durchschnittliche Ertrag lag bei 2,2 Tonnen pro Hektar. Die Hauptanbaugebiete liegen im Mittelwesten, Südosten und Süden des Landes. In manchen Gebieten wie zum Beispiel im Bundesstaat Mato Grosso erlauben hochentwickelte, nachhaltige Methoden und Technologien Erträge von über 4,5 t/ha.

GV-Soja

Brasilien war lange Zeit das einzige große Exportland, das offiziell "ohne Gentechnik" produzierte. Mittlerweile ist Brasilien nach den USA, Argentinien und Canada weltweit bereits viertgrößter Produzent von gentechnisch verändertem Soja. Ende 2005 wurden auf etwa 40 Prozent der nationalen Soja-Anbaufläche gv-Sorten ausgesät. Die einzelnen Bundesländer können sich gegen die Zulassung von gv-Soja entscheiden, was die Bundesländer Mato Grosso, Santa Catarina und Paraná auch getan haben.

In der EU besteht die Nachfrage nach "gentechnik-freien" Sojarohstoffen, die in der Regel aus Brasilien bezogen werden. Mittlerweile wird China zunehmend als Absatzmarkt interessant. China führt inzwischen große Mengen Sojarohstoffe ein und hat die Verwendung von gv-Sojabohnen als Futter- und Lebensmittel legalisiert.

Inzwischen zeichnet sich die Aufteilung Brasiliens in zwei unterschiedliche Soja-Anbauzonen ab. Der Anbau von gv-Sorten konzentriert sich auf den südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul. Der Anteil von gv-Soja an der regionalen Produktion wird für 2006 auf bis zu 80 Prozent geschätzt. Die Produktion ist für den allgemeinen Weltmarkt bestimmt.

Der Norden des Landes setzt weiter auf den konventionellen, gentechnik-freien Sojaanbau. Ohnehin sind die RoundupReady-Sojabohnen eher an die gemäßigten Klimazonen des Südens angepasst. Die Sojaernte aus dieser Region wird über den Hafen in Paraná nach Europa und Asien verschifft um die Nachfrage nach "gentechnik-freien" Rohstoffen zu decken, deren GVO-Anteil unterhalb der in der EU gültigen Kennzeichnungsschwelle von 0,9 Prozent bleibt. Im Hafen von Paraná darf kein gv-Soja verladen werden. Soja aus Mato Grosso wird demnächst über den Amzonashafen Itacoatiara verladen werden.

Gentechnisch verändertes Saatgut

Das US-amerikanische Agro-Unternehmen Monsanto besitzt auf dem brasilianischen Markt eine Monopolstellung für gentechnisch verändertes Soja-Saatgut (Roundup Ready). Dieses zeichnet sich durch seine Toleranz gegenüber dem umstrittenen Herbizid Glisofat aus, welches ebenso von der Firma vertrieben wird. Ein weiterer Teil des brasilianschen Saatgutes stammt aus Argentinien und Paraguay und wurde bzw. wird von dort größtenteils illegal eingeführt.

Monsanto hat mit dem brasilianischen Landwirtschaftsministerium eine Vereinbarung getroffen, die die Erhebung der Lizenzgebühren für gv-RoundupReady-Saatgut regelt. Anders wie in anderen Ländern üblich, werden diese nicht auf den Saatgut-Preis aufgeschlagen. Bei Anlieferung der Ernte überprüfen Verarbeiter oder Exporteur diese auf ihren GVO-Anteil und führen die Gebühren an Monsanto ab. Damit müssen auch diejenigen Landwirte zahlen, die geschmuggeltes Saatgut verwenden oder einen Teil der eigenen Ernte einbehalten und im Folgejahr erneut aussäen.

Gesetzliche Regelung

Die Problematik der Gentechnik und deren Einsatz insbesondere beim Anbau von Soja, wurde in der brasilianischen Öffentlichkeit in den letzten Jahren intensiv diskutiert. 1985 wurde ein Gesetz zur Biologischen Sicherheit (Lei de Biossegurança) verabschiedet, in dem die Rahmenbedingungen für Forschung, Produktion und Handel genetisch veränderter Organismen geregelt wurden. Der Anbau genetisch veränderter Sojasaat wurde damals generell verboten. Das Anbauverbot für gv-Sojabohnen wurde lange Zeit damit begründet, es gefährde die Exportchancen für gentechnik-freie Sojarohstoffe in Europa.

Über Argentinien und Paraguay ins Land geschmuggeltes genmanipuliertes Soja wurde jedoch illegal im Süden des Landes angebaut und erreichte einen Anteil von etwa 30 Prozent der Produktion. Damit wurden Fakten geschaffen, die politisch nicht ignoriert werden konnten. Anfang des Jahres 2003 stand die Regierung vor der Entscheidung, entweder den Vertrieb von 540000 Tonnen genmanipulierten Sojas zu tolerieren, oder diesen zu verbrennen. Die zweite Entscheidung hätte die Regierung, die sich mit dem Programm Fome Zero („Null Hunger“) dem Kampf gegen den Hunger verschrieben hat, wohl nur schwer rechtfertigen können. So kam es, dass das Verbot durch mehrere sogenannte Provisorische Maßnahmen (Medida Provisória) in den letzten Jahren so weit gelockert wurde, dass schließlich nur noch der Handel mit gentechnisch veränderten Samen illegal war. Der Aufforderung eine Selbstverpflichtung zur Verantwortung und Anpassung des Verhaltens (TAC: Termo de Compromisso, Responsabilidade e Ajustamento de Conduta) im Umgang mit genetisch verändertem Saatgut zu unterschreiben, kamen nur 30.000 Landwirte nach. Tatsächliche verwenden es jedoch wesentlich mehr. Um die genaue Anzahl von Landwirten ermitteln zu können, die gentechnisch verändertes Saatgut einsetzen, fehlt unter anderem eine Kontrollkompetenz auf regionaler Ebene.

Eine Reform des Gesetzes für Biologische Sicherheit wurde immer dringender, um die unsichere Gesetzeslage und das damit verbundene Kontrolldefizit zu beseitigen. Mit der Verabschiedung der Reform im März 2005 wurden Anbau und Handel von gentechnisch verändertem Saatgut schließlich legalisiert. Für den Anbau sind keine Umweltverträglichkeitsprüfungen vorgesehen. Die Nationale Technischen Komission für die biologische Sicherheit (CTNBio –Comissão Técnica Nacional de Biossegurança) ist als einzige Institution befugt, die Sicherheit genetisch veränderter Produkte zu überwachen. Das bisherige Vetorecht einzelner Ministerien gegen Empfehlungen und Entscheidungen der CTNBio wurde eingeschränkt. Um einen besseren Verbraucherschutz garantieren zu können, wurde ein System zur genauen Beschriftung von GVO-Produkten eingeführt. Das Problem einer genaueren Erfassung des Anteils genetisch veränderten Sojas am Gesamtertrag besteht allerdings weiterhin, da sich nur wenige Landwirte bisher gemeldet haben und in den brasilianischen Bundesländern keine ausreichenden Möglichkeiten vorhanden sind, um den gesamten Sojaanbau erfassen und überprüfen zu können. Eine Eingrenzung des Anbaus von Gen-Soja wird dementsprechend schwierig und die Kennzeichnung von GVO-Lebensmitteln nur ungenau ausfallen.

Der Sojakönig

Blairo Maggi ist Gouverneur des Bundesstaates Mato Grosso, dem Hauptanbaugebiet für Soja in Brasilien, und der größte Sojaanbauer weltweit. Das Unternehmen André Maggi verfügt neben rund 140000 ha Soja, über zwei eigene Hafenanlagen, eine Flotte von Transportschiffen und ein eigenes Wasserkraftwerk.

Greenpeace macht Maggi zu einem Hauptverantwortlichen für die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes. Seit er an der Macht ist (ab Januar 2003), werden verstärkt Eingriffe in Gebieten, die als Schutzgebiete oder indigene Reservate für traditionelle Produzenten klassifiziert sind, registriert. Maggis Unternehmen verzeichneten allein im Jahr 2004 eine Erhöhung der Gewinne um 28% - damit wurde die 500 Millionen US-Dollar-Marke überschritten.

Umstrittenes Projekt

Die Regierung Lula hat nun das Projekt des Baus einer Fernverkehrsstraße durch das Amazonasgebiet wieder neu aufgelegt, die in den 1970er Jahren als Bestandteil der Transamazonica geplant war. Unter den an diesem Megaprojekt stark interessierten Unternehmen finden sich neben Maggi auch andere große Agrarkonzerne wie Bunge und Cargill. Die Verkehrsader soll Cuiabá in Mato Grosso mit dem Tiefwasser-Hafen von Santarém am Amazonas in Pará verbinden.

Von den 1.750 Kilometern sind bisher 800 Kilometer asphaltiert. Hauptargument der Regierung für die Durchsetzung dieses Projekts ist die Kostensenkung der Sojaausfuhr hin zu den externen Märkten (der Transport erfolgt bisher auf dem Wasserweg über die Madeira-Amazonas-Route zum Hafen von Itacoatiara, die erst 1997 eröffnet wurde), und zwar um bis zu 50%. Das entspräche einer jährlichen Einsparung von 40 Millionen US-Dollar. Kritiker rechnen bei Realisierung des Straßenbaus mit verheerenden Folgen für die Umwelt und weiterer Verschärfung der sozialen Konflikte.

 

 

Getreide (Weizen, Hafer, Gerste)

Getreide in BrasilienDie gesamte Getreideproduktion Brasiliens belief sich 2007 sich auf 133 Mio. t und stieg damit um 13,7% im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zu Kulturen wie Soja oder Mais ist die Produktion und verwendete Ackerfläche für Weizen, Hafer und Gerste sehr gering und national eher unbedeutend.  

Weizen

Die Weizenproduktion Brasiliens beläuft sich auf 3,8 Mio. t im Erntejahr 2007/2008. Importiert wurden weitere 6,525 Mio. t, überwiegend aus Argentinien. Die Anbaufläche beträgt 1,8 Mio. ha. Die Hauptanbaugebiete liegen besonders in Paraná und Rio Grande do Sul, kleinere Anbaugebiete in Mato Grosso do Sul und Santa Catarina. Die durchschnittliche Flächenproduktivität liegt bei 2 100 kg/ha.

Hafer

Die Haferproduktion lag 2005 bei 522 000 t, die auf 386 000 ha bei einer mittleren Produktivität von 1.420 kg/ha angebaut wurden. Die Hauptanbaugebiete liegen in Paraná, Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Mato Grosso do Sul.

Gerste

Die Gersteproduktion lag 2005 bei 326 000 t, die auf 145 000 ha bei einer mittleren Produktivität von 2 258 kg/ha angebaut wurden. Die Hauptanbaugebiete liegen in Paraná, Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Goiás.

 

 

Reis

Reis in BrasilienReis ist für rund die Hälfte der Weltbevölkerung das wichtigste Grundnahrungsmittel. Etwa 120.000 Reissorten wachsen in 89 Ländern der Welt auf sechs Kontinenten. Sie haben sich an unterschiedlichste Lebensbedingungen angepasst. Weltweit werden etwa 600 Millionen Tonnen Reis produziert, 90 Prozent davon in Asien.

Berg- und Trockenreis kann ohne künstliche Bewässerung auch noch in großer Höhe angebaut werden, erzielt allerdings eher magere Erträge. In künstlich überfluteten Feldern erzielt Nass- oder Wasserreis Spitzenerträge. Je nach Region, Kulturtechnik und Reissorte werden rund 3.000 bis 10.000 Liter Wasser pro Kilogramm Reis benötigt. Nassreisfelder setzten große Mengen an Methan frei, das die Atmosphäre belasten und den Treibhauseffekt verstärkt. Mit Kreuzungsversuchen konventioneller und inzwischen auch gentechnisch veränderter Sorten wird versucht sowohl die Erträge weiterhin zu steigern, wie auch ökologisch verträgliche Sorten zu erhalten.

Brasilien produzierte im Jahr 2005 über 13 Millionen Tonnen Reis auf einer Fläche von knapp 4 Millionen Hektar und steht damit an neunter Stelle der reisproduzierenden Länder. Reis wird hauptsächlich im Bundesstaat Rio Grande do Sul auf großen, voll-mechanisierten Betrieben mit einer durchschnittlichen Betriebsfläche von 200 ha kultiviert. Im nahegelegenen Staat Santa Catarina dagegen, wird Reis üblicherweise auf kleinen Familienbetrieben in Handarbeit erzeugt. Zu Beginn wurden Japonica Sorten eingeführt, nach 1980 dominierten dann die örtlich gezüchteten Indica Sorten des IR8-Typs.

Außerhalb Asiens ist Brasilien der größte Reisproduzent und gleichzeitig einer der Hauptimporteure.

Reis mit Bohnen ist das weitverbreitetste Gericht in Brasilien. Der Reiskonsum pro Kopf beträgt rund 60 kg pro Jahr. Reis liefert etwa 14% der Energie und 10% des Eiweißes in der brasilianischen Diät.

Ein Beispiel für die Kultivierung von Nassreis ist auf der Fazenda San Francisco in Mato Grosso do Sul zu finden. Fruchtbare Böden und reichlich Wasserresourcen sind dort gute Standortfaktoren für den Nassreis-Anbau. Die IRGA (Instituto Riograndense de Arroz) entwickelte hierfür angepasste Technologien, welche für die Rücksichtnahme auf die Umwelt gelobt werden, da durch sie abfließendes Wasser wiederverwendet wird. Gewässer werden dadurch geschützt, dass Verunreinigungen vermieden und Verhältnisse gefördert werden, die Auswirkungen durch landwirtschaftliche Akivitäten auf die Umwelt reduzieren.

 

 

Mais

Mais in BrasilienMais konkurriert mit Weizen um den Titel des weltweit am meisten produzierten Getreides. Diese Tatsache begründet sich auf der global ansteigenden Nachfrage, welche wiederrum auf gesteigerten Konsum und einem gesteigerten Verbrauch an Fleisch beruht, besonders in asiatischen Ländern. In der Tiermast wird Mais als wichtiger Proteinlieferant eingesetzt.

Trotz der Tatsache dass die Weltmaisproduktion zunimmt, schafft sie es nicht mit dem wachsenden Konsum schrittzuhalten, was teilweise auf die Unregelmässigkeiten der Ernten in den USA zurückzuführen ist. Die USA ist der weltweit grösste Maisproduzent und stellt die Hälfte der Weltmaisproduktion pro Jahr.

In Brasilien wird Mais auf einer Fläche von 14,3 Mio. ha überwiegend in den Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Minas Gerais, Mato Grosso und Paraná angebaut. Die durchschnittliche Flächenproduktivität beträgt 3,7 kg/ha. Da zwei Ernten pro jahr möglich sind erreicht die Gesamtproduktion knapp 53 586 Tonnen jährlich. Die grosse, auf den Export ausgerichtete, Geflügel- und Schweineindustrie macht das Land zu einem der weltgrössten Verbraucher. Die Exportmenge ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und beträgt momentan rund 392.000 Tonnen. Den Grossteil konsumiert das Land jedoch selbst.

Anders als bei Soja gibt es innerhalb des Maisanbaus noch grosse Möglichkeiten die Produktion durch Steigerung der Produktivität auszuweiten. Mais ist eine Subsistenzfrucht und hat daher in Brasilien nur geringe Produktivität. Ein grosser Teil der Pflanzungen wird auf kleinen Farmen betrieben mit geringem Einsatz an Technologie, besonders im Süden und Nordosten.

Geschichte

Als Mais vor 6000 Jahren in Zentralamerika domestiziert wurde, breitete er sich in alle Richtungen aus und es bildete sich eine grosse Vielfalt an Arten innerhalb der Spezies. In Brasilien gibt es Hinweise auf die Anwesenheit von Mais in Vor-Kolumbianischer Zeit. Wissenschaftliche Studien belegen, dass verschiedene Maissorten von den Guarani, Tupi, Caicangue und Xavante Indianern entwickelt wurden. Nach der Inbesitznahme des Landes durch die Portugiesen, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wurden neue Arten durch die Immigranten aus unterschiedlichen Kontinenten eingeführt, welche die indigenen Sorten verdrängten oder sich mit diesen kreuzten.

Später wurde die Pflanzung von Mais eine der landwirtschaftlichen Hauptbetätigungsfelder in Brasilien. Landwirtschaftliche Zählungen von 1985 belegen, dass nahezu 53% der Maisanbaufläche auf Betriebe mit weniger als 50 Hektar Fläche verteilt waren, was zeigt, dass Mais vor allem die kleinbäuerliche Subsistenzlandwirtschaft prägte. Trotz der Tatsache dass Brasilien eines der ersten tropischen Länder war, das verbesserte Maissorten produzierte und verteilte, ist die Produktivität viel geringer als es das Potential der Hybridsorten vermuten lassen würde, die ab den 70er Jahren in grossem Masse eingeführt wurden.

Die Gründe für dieses geringe Produktionslevel sind unterschiedlich. Der Anstieg der Kosten für Betriebsmittel in Verbindung mit den geringen Preisen für die Produzenten und Mangel an ländlichen Krediten, haben die Landwirte dazu gebracht Massnahmen zur Risikovermeidung zu treffen. Dies bedeuetet, die Auslagen möglichst einzuschränken. Im Falle von Mais, kaufen viele Landwirte die Hybridsorten anstatt jährlich, nun nur noch jedes zweite oder dritte Jahr und verwenden Samen der zweiten und dritten Generation der Originalhybriden weiter. Die niedere Qualität dieser Samen und zusätzliche Probleme mit der Bodenfruchtbarkeit resultieren in einem ernsthaften Problem geringer Produktivität.

 

 

Baumwolle

Baumwolle in BrasilienBaumwolle wird hauptsächlich in den Bundesstaaten Mato Grosso, Bahia und São Paulo auf einer Gesamtfläche von 1,2 Millionen Hektar angebaut. Im Jahr 2005 betrug die Gesamtproduktion rund 1,3 Millionen Tonnen.

 

Heute wird Baumwolle als nachwachsender Rohstoff auf allen fünf Kontinenten der Erde angebaut. Die Baumwollpflanze liefert zum einen die Faser, zum anderen ein hochwertiges, pflanzliches Öl, das Baumwollsaatöl. Kultivierte Baumwollpflanzen produzieren durch Züchtung oder neuerdings auch durch genetische Manipulation mehr Fasern als die Wildpflanze und werden weltweit vorwiegend in tropischen und subtropischen, aber auch in trockenen, warmen Klimaregionen der gemäßigten Breiten angebaut. Führend in der Baumwollproduktion sind China, die USA, Indien, Pakistan, Usbekistan und Brasilien. Im Jahr 2010 wird ein weltweiter Baumwollverbrauch von 23,1 Millionen Tonnen vorhergesagt, das entspricht einem jährlichen Wachstum von 1,5 Prozent.

Auf der Verbrauchsseite liegt China weit vorn. Das Land ist der bedeutendste Importeur, reexportiert allerdings einen großen Teil seines Baumwollverbrauchs in Form von Textilien und Bekleidung. Beim Baumwollverbrauch liegt Indien an zweiter Stelle, gefolgt von Pakistan der Türkei, USA und Brasilien.

Steigende Preise für Baumwolle

Qualitativ hochwertige Baumwolle wird unter einem großen Aufwand an Betriebsmitteln wie Dünger, Pflanzenschutzmitteln, Treibstoff und Wasser erzeugt. Durch steigende Kosten für diese Produktionsmittel verteuert sich die gesamte Produktion. Der Anreiz zu möglichst großen Erträgen schwindet daher ebenso wie der Anreiz, hochwertige Ware zu produzieren. Hinzu kommt, dass der für die Baumwollerzeugung erforderliche Aufwand in hohem Maße nicht nur die Umwelt, sondern auch das Produkt mit Stoffen belastet, die Erzeuger und Endverbraucher von Textilien und Bekleidung schädigen können. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Druck auf die Regierungen der Länder, in denen Baumwolle unter extrem gesundheitsschädlichen Bedingungen produziert wird (z.B. Indien) so weit zunimmt, dass die Produktion teuer genug wird, um über ein sinkendes Angebot höhere Preise zu erzwingen.
Der hohe Ölpreis liefert ein weiteres Argument für steigende Baumwollpreise. Rohöl ist der Grundstoff für synthetische Fasern, die in weiten Bereichen mit der Naturfaser konkurrieren. Im Moment werden 47% der Bekleidung aus Baumwolle hergestellt. Doch soll sie in Zukunft im Zuge eines weltweit gesteigerten Umweltbewusstseins, Mangel an Erdöl und steigender Nachfrage nach Naturprodukten an Bedeutung gewinnen.

Brasilien klagt vor der WTO

Die USA subventionieren ihre Baumwollproduktion jährlich mit Beträgen zwischen 3 und 4 Milliarden Dollar als Kompensation für den niedrigen Weltmarktpreis. Die ökonomischen Auswirkungen auf andere Länder sind beträchtlich. Der durch US-Subventionen verursachte Preisverfall auf dem Weltmarkt wird auf bis zu 12,6 Prozent beziffert.

Im September 2002 reichte Brasilien bei der WTO eine Klage gegen die USA ein, mit der Begründung, die Subventionierung des US-Baumwollsektors verstoße gegen WTO-Regeln.

Im April 2004 urteilte das Streitbeilegungsgremium der WTO (Dispute Settlement Body) zugunsten Brasiliens und verlangte die Abschaffung bestimmter Subventionen. Die USA sind dem bislang nicht nachgekommen. Ein entsprechender Vorschlag blieb im Oktober 2005 im Landwirtschafts-Komitee des amerikanischen Senats hängen. Brasilien fragte die WTO an, ob sie Sanktionen in Höhe von rund einer Milliarde US-Dollar verhängen dürften, woraufhin die USA mit dem Einfrieren von Handelspräferenzen in Höhe von zwei Milliarden drohten. Dies zeigt die Bedeutung und Schärfe der Verhandlungen, die in Hongkong in der dritten Runde fortgeführt werden.

Sollte Amerika gezwungen werden, die Subventionen zu verringern, hätte dies einen Rückgang des weltweiten Angebots an hochwertiger Baumwolle zur Folge, es sei denn, der Preis für die Faser würde so weit steigen, dass die amerikanischen Farmer Baumwolle unter weitgehend weltmarktwirtschaftlichen Bedingungen erzeugen könnten.

Es wird erwartet, dass Brasilien seine aktuelle Produktion deutlich steigern wird, abhängig von der Entscheidung der WTO und der Aufhebung der Beschränkung für transgene Baumwollsamen.

Ökologische Probleme

Die großflächige Baumwollindustrie gilt aus Umweltsicht als sehr bedenklich, da sie den höchsten Einsatz an Düngemitteln und Insektiziden beansprucht. Auf Baumwolle entfallen etwa 25% des weltweiten Insektizid- und 10% des Pestizidmarktes. Auch der Wasserverbrauch ist als sehr problematisch zu sehen. Mittlerweile gibt es auch Bio-Baumwollprodukte aus ökologischem Anbau, allerdings mit einem Anteil von nur 0,1% am Weltmarkt.

Fast drei Viertel der gesamten Baumwollproduktion stammen von künstlich bewässerten Flächen. Herkömmliche Bewässerungssysteme sind oft wenig angepasst und arbeiten ineffektiv. Durch angepasste Techniken, wie Tröpfchenbewässerung oder Beregnungsanlagen könnten große Wassermengen eingespart, und der Wasserverbrauch beim Baumwollanbau stark verringert werden. Derartige Anlagen machen jedoch weltweit noch weniger als ein Prozent aus.

Bt-BaumBwolle in Brasilien

Durch großangelegte gv-Baumwollproduktion könnten in Brasilien schätzungsweise 15 bis 30 Prozent der Produktionskosten durch Reduktion der Pflanzenschutzmittel eingespart werden. Bt-Baumwollsamen werden von kommerziellen Saatgutfirmen vertrieben und angeblich sollen Sorten von Roundup-ready Baummwolle ab 2008 legal erhältlich sein.

 

 

Zuckerrohr

zuckerrohr in BrasilienIn Brasilien wird Zuckerrohr auf einer Fläche von 5,8 Mio ha angebaut. Die Zuckerrohrfelder ziehen sich vom Nordosten des Landes bis in den Süden.

Im Jahr 2005 betrug die nationale Gesamtproduktion an Zuckerrohr 420 Mio Tonnen mit einem durchschnittlichen Ertrag von 72,8 t/ha. Zuckerrohr wird hauptsächlich zu drei Produkten verarbeitet, nämlich Zucker, Ethanol und Cachaça. Brasilien ist der weltgrösster Produzent an Rohrzucker. Im hügeligen Nordosten des Landes wird Zuckerrohr noch von Hand geerntet, wohingegen die Ernte im flachen Süden meist voll mechanisiert ist. Eine Vollerntemaschine ersetzt 100 Arbeiter.

Mit einem Exportvolumen von über 16 Millionen Tonnen Rohzucker mit im Wert von 2,6 Milliarden US$ im Jahr 2004 besetzt Brasilien den ersten Platz auf der Liste der weltweit führenden Zuckerexportländer. Der Bundesstaat São Paulo produziert 60% des gesamten Exportaufkommens. Exportiert wird raffinierter Zucker (ca. 6,2 Mio Tonnen im Jahr 2004), Kristallzucker und Rohzucker (ca. 9,6 Mio Tonnen im Jahr 2004) vor allem nach Russland.

Die Geschichte des Zuckerrohranbaus in Brasilien

Im Jahre 1538 wurde die erste Zuckerrohrfabrik ("engenho") im heutigen Bundesstaat São Paulo gegründet. Nachdem dort die ersten Erfahrungen mit dem Anbau von Zuckerrohr auf brasilianischem Boden gesammelt wurden, breitete sich der Zuckerrohranbau im Laufe des 16. Jahrhunderts hauptsächlich in den fruchtbaren Küstenebenen der nördlichen Ländereien (Bahía und Pernambuco) aus. Der Anbau erfolgte in großflächigen Monokulturen und der gesamte Zuckergewinnungsprozeß, sowie der Anbau der benötigten Lebensmittel fand innerhalb der ökonomischen Einheit des engenho statt. Mit dem Zuckerrohranbau wurde in Brasilien die Plantagenwirtschaft eingeführt. Gemeinsam mit dem florierenden Handel mit afrikanischen Sklaven wurde sie zu den tragenden Elementen der kolonialen Wirtschaft und Gesellschaft. Damit einher ging die Abholzung des Küstenregenwalds bis auf 7 Prozent der Ursprungsfläche und die Degradierung der Böden durch die Monokultur des Zuckerrohres. Das an riesigem Großgrundbesitz orientierte Wirtschaften prägt die sozioökonomischen Strukturen Brasiliens bis in unsere Zeit.

Heutzutage wird Zuckerrohr weltweit angebaut und macht etwa 55% der Zuckerproduktion aus. Hauptanbauländer sind Indien, Australien, Thailand, Südafrika, die karibischen Inseln wie Kuba, Jamaika und die Dominikanische Republik und natürlich Brasilien.

Die Schattenseiten

Brasilien produziert die weltweit grösste Menge an Zuckerrohr mit den weltweit geringsten Produktionskosten. Diese Tatsache ist nicht nur auf die fruchtbaren Böden zurückzuführen, sondern darauf, dass schon im 16. Jahrhundert zu Beginn der Plantagenwirtschaft Millionen von Afrikaner in die Sklaverei verschleppt wurden. Nur auf deren Rücken war die arbeitsintensive Produktion von Zuckerrohr mit solch hoher Rentabilität durchführbar.

An den menschenunwürdigen Zuständen auf den Zuckerrohrplantagen Brasiliens hat sich bis heute oft nur wenig verändert. Die Arbeitsbedingungen auf den Zuckerrohrfeldern sind auch im 21. Jahrhundert teilweise noch katastrophal. Der Druck bei den Tagesernten ist auf Grund der festgesetzten Zielvorgaben von mindestens 10 Tonnen pro Person sehr gross. Unzureichende Arbeitskleidung, hohe Unfallraten und nicht regulierte Arbeitszeiten gehören zum Alltag. Die saisonal beschäftigten Zuckerrohrschneider haben außerhalb der Erntezeit (4-6 Monate im Jahr) kaum andere Möglichkeiten, Arbeit zu finden. Da es keine Arbeitslosenunterstützung gibt, leben diese Menschen oft am Rande des Existenzminimums, Mangelernährungen treten häufig auf. Die festangestellten Landarbeiter verdienen in der Regel einen Mindestlohn, der bei etwa 200 Reais (ein Euro entspricht ungefähr 2,5 Reais) liegt. Mancherorts sind informelle, sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse zu finden. Die schlechten Arbeitsbedingungen gehen meist mit mangelnder Gesundheitsversorgung oder fehlendem Bildungssystem einher. Soziale Standards sind gering. Anbaugebiete wie z.B. Alagoas im Nordosten Brasiliens werden mit den 10 ärmsten Ländern der Welt verglichen. Nur diesen Umständen ist es zuzuschreiben, dass brasilianischer Rohrzucker entsprechend billig auf dem Weltmarkt angeboten werden kann.

Ein weiterer negativer Aspekt für Bevölkerung und Umwelt ist die ungleiche Landverteilung in Brasilien: Etwa 10% der Bevölkerung besitzen rund 80% des Landes, und in einigen Anbaugebieten sind 86 Prozent aller agrarwirtschaftlichen Flächen mit Zuckerrohr bebaut. Die Ausweitung von Monokulturen geht mit einer immer stärker werdenden Landkonzentration und gewaltsamen Vertreibungen von Kleinbauern einher. Aktuell sind ca. 4,8 Mio. kleinbäuerliche Familien landlos oder besitzen nicht genug Land, um sich zu ernähren. Die mit der Landkonzentration einhergehende Mechanisierung erzeugt eine hohe Arbeitslosigkeit, die seit den 70er Jahren zur Migration der Landbevölkerung in die Metropolen im Süden führt, wo viele ihr Dasein in den Favelas fristen. Ein weiterer Weg der ohne Alternativen belassenen Landbevölkerung führt nach Norden, nach Amazonien, wo sie auf Soja- und Rinderfarmen in teilweise sklavenähnlichen Verhältnissen arbeiten.

Gängige Praxis bei der Zuckerrohrernte war und ist teilweise heute noch das Abbrennen der Felder. Dies diente der Erleichterung der Arbeit, da die messerscharfen Blätter die Erntehelfer verletzen können. Darüberhinaus wird so das Gewicht und das Transportvolumen des sperrigen Ernteguts vermindern. Diese Methode beseitigt Unkraut, Ungeziefer und die große Blattmasse.
Die Auswirkungen auf die Umwelt sind jedoch schlimm. Neben dem hohen CO2-Ausstoss erzeugt das Abbrennen der Felder gesundheitsschädlichen Qualm und tötet viele Nützlinge und Kleintiere. Enorme Mengen an Biomasse riesiger Landstriche wird ungenutzt vernichtet.

Kontroverse

Wegen des starken Protektionismus des EU-Zuckermarktes war der brasilianische Zucker gegenüber dem Rübenzucker bisher nicht konkurrenzfähig. Dies könnte sich nun ändern.

Im November 2005 einigten sich die EU-Agrarminister auf eine Reform der der EU-Zuckermarktordnung. In den kommenden Jahren werden die Produktionsquoten und die Zuckerrübenmindestpreise drastisch gesenkt und Importzölle abgebaut. Dies dient eine Verringerung der Zuckerproduktion und damit der Vermeidung von Überschussproduktion. Der europäische Markt soll so stärker an den Weltmarkt angeglichen werden. Die Reform ist das Ergebnis einer langjährigen, kontroversen Diskussion im Zuge der Liberalisierung des Welthandels und der Globalisierung. Besonders Brasilien als weltgrösster Zuckerproduzent und -exporteur drängt auf die Erschliessung neuer Märkte in Europa.
Grund für die Reform war eine Klage Brasiliens, Thailands und Australiens gegen die EU vor der Welthandelsorganisation (WTO), die im Jahr 2005 zugunsten der Kläger entschieden wurde. Demnach sind EU-subventionierte C-Zucker-Exporte, so wie Re-Exporte des aus den AKP-Staaten importierten Zuckers nicht mehr zulässig.

Es scheint also wahrscheinlich, dass Brasilien seinen Zucker in Zukunft vermehrt auf dem europäischen Markt anbieten kann. Auf Grund der geschilderten Umstände muss die Frage gestellt werden, wer in diesem Falle von der gesteigerten Nachfrage profitieren wird? Wird eine gesteigerte Zuckerproduktion den in der Zuckerproduktion Beschäftigten zugute kommen oder nur einigen wenigen Grossgrundbesitzern, den sogenannten "Zuckerbaronen"? Führt eine steigende Nachfrage zu einer gesteigerten Mechanisierung, und damit zu weiterer Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Armut? Auf wen entfällt der Hauptanteil von Export- und Ertragssteigerungen, auf den hochmodernisierten Zuckersektor in Südbrasilien und die "Newcomer" im Mittelwesten oder dem standortlich benachteiligten, seit jeher armen Nordwesten? Welche Auswirkungen hätte eine Ausdehnung der Monokultur-Anbauflächen im Mittelwesten für die dort angesiedelten Kleinbauern und für dort vorherrschende Ökosysteme wie die Baumsavanne Cerrado und das Sumpfgebiet Pantanal?

Brasilien drängt auf den Weltmarkt. Auf Grund der bestehenden Strukturen im Land ist anzunehmen, dass Kleinbauern und Landlose dabei das Nachsehen haben werden und ihr Kampf um Land und soziale Rechte erschwert wird.

Tut die EU mit ihrem Protektionismus nicht gut daran, die europäische Landwirtschaft zu erhalten? Ohne Frage ist die Produktion dort teurer, doch sind diese höheren Kosten der Preis für eine nachhaltige, angepasste Produktion, mit strengen, kontrollierten Umwelt- und Arbeitsauflagen.

Anstatt unermüdlich das florierende brasilianische Agro-Unternehmertum zu preisen - sollte nicht nachdrücklich auf die Notwendigkeit verwiesen werden, sämtliche Standards in ökologischer wie sozialer Hinsicht zu achten, bevor Brasilien seine Exportgüter auf dem europäischen Markt anbieten darf?

Der Cachaça

Der Cachaça ist ein brasilianischer Zuckerrohr-Schnaps mit einer über 300 Jahre alten Tradition. Die Gesamtproduktion von Cachaça beträgt heute in Brasilien 1,5 Milliarden Liter pro Jahr, wovon 99,5% im eigenen Land konsumiert werden.

Ein guter "Cachaça" kommt meistens aus Minas Gerais oder Rio de Janeiro, wo er in zahlreichen, meist familiär geführten Kleinbetrieben, genannt "Alambiques", ohne chemische Zusätze komplett von Hand und ausschließlich aus noch grünem Zuckerrohr gefertigt wird. Die Herstellung folgt alten Traditionen, in der bei der Destillierung nur das "Herz", das Mittelstück, verwendet wird. Zuerst wird durch Auspressen des Zuckerrohres "Caldo de Cana", eine Art Zuckerrohrsaft gewonnen, welcher dann 24 Stunden in Edelstahlfässern gärt und schließlich destilliert wird. Gelagert wird der Cachaça anschliessend in Holzfässern, die den Cachaça je nach Holzart neutral lassen oder ihm eine typisch gold-braune Färbung verleihen sowie verschiedene Arten von Aromen.
Heute sind auf dem brasilianischen Markt zwei unterschiedliche Produkte zu finden: "Cachaça" und "Aguardente". Letzterer gilt als billiges, industriell hergestelltes Massenprodukt wie die Marken „Ypioca“ , „Pitu“ , „Cachaça 51“, ohne jegliche schönende Behandlung. In den meisten Supermärkten in Deutschland findet man nur billiges "Aguardente" allerdings zu teuren Preisen. Die Behauptung dass sich diese Produkte am Besten zur Herstellung von Caipirinhas eignen, ist schlichtweg falsch.

Ausser dem inzwischen auch im Ausland hoch geschätzten Caipirinha eignet sich der „Cachaça“ hervorragend für eine Anzahl von Cocktails auf der Basis von tropischen Früchten und Säften. Diese Cocktails werden „Batida“ genannt. Da bislang die Nachfrage nach gutem „Cachaça“ auf den ausländischen Märkten größer als das Angebot ist, bestehen enorme Entwicklungschancen. Um die Vermarktung des Getränkes im Ausland professioneller zu gestalten, schließen sich die kleineren Hersteller zu Kooperativen zusammen. Die Bestrebungen gehen dahin ein hochwertiges Produkt anzubieten, sowohl für den Gebrauch in Cocktails wie auch pur.

Bericht TopAgrar 2003 Fazenda do Anil im Bundesstaat Rio de Janeiro

"Es erwartet uns eine historische Anlage in der eine hundert Jahre alte Dampfmaschine Zuckerrohrhäcksler und –presse antreibt, Stroh (Bagasse) wird im Kessel verfeuert und dient der Energiegewinnung, Saft (Maische) gärt 18h lang." Das Destillat durchläuft 3 Kessel, wovon jedoch nur die Destillate aus 1. und 2. Kessel zu Trink-Alkohol weiterverarbeitet werden. Die Lagerung erfolgt über 2-4 Jahre hinweg z.T. in Eichenfässern oder in Fässern aus brasilianischen Hölzern womit Einfluß auf Farbe und Geschmack genommen wird. Ein gutes Produkt hat meistens 45% Alkohol.

Ein Hektar Zuckerrohr ergibt etwa 100 t Rohrzucker (max. 140), woraus 70t Saft mit 20% Zucker gewonnen werden. Auf Grund des abnehmenden Ertrages erfolgt nach 4 Jahren eine Neupflanzung des Zuckerrohrs. In der Trockenzeit von Mai bis September wird in der Pflanze Zucker eingelagert, während die Regenzeit das Pflanzenwachstum fördert.

40 Arbeiter sind zum Betreiben der Maschinen und Anlagen auf dem Betrieb beschäftigt. In den letzten Jahren wurden allerdings in neuere Maschinen investiert, was zu einer Steigerung der Leistung und zur Reduzierung des Personal führte.”

Bericht TopAgrar 2005 Destillerie Alambique Dom Henrique Ltda. in Morretes

Auf der Busrückfahrt nach Curitiba machen wir Halt, um die Zuckerrohrschnaps-Destillerie Alambique Dom Henrique Ltda. in Morretes zu besichtigen. Uns begrüßt und führt der Betriebsleiter Valdecir. Der Betrieb hat 10 ha Zuckerrohr und insgesamt 11 Mitarbeiter. Der Anbau erfolgt in Monokultur über hunderte von Jahren. Nach dem Schlagen wird das Zuckerrohr per Lkw zum Betrieb transportiert. Dort wird der Zuckersaft über eine Presse gewonnen. Durch das Verfeuern des Strohs (Bagasse) im Kessel wird die benötigte Heizenergie gewonnen. Die Zuckerrohrindustrie in Brasilien produziert mehr Energie, als sie verbraucht. Durch die Zugabe von Naturhefe aus Mais wird der auf 15% Zuckergehalt eingestellte Saft zum Gären gebracht (Maische: Umwandlung von Zucker in Alkohol). Nach 24 Std. wird die Maische auf 92° C erhitzt, der Alkohol verdampft und wird durch einen Kühler wieder verflüssigt. Es wird nur einmal gebrannt. Das Destillat hat einen Alkoholgehalt von 54%. Man unterscheidet zwischen “Kopf, Herz und Schwanz“. Kopf und Schwanz, also der beim Destillieren zu Beginn und zum Ende anfallende Alkohol, werden nicht zu Trink-Alkohol weiter verarbeitet, sondern nur das “Herz“. Über zwei Filter (Entfernen von Verunreinigungen und Kupfer) gelangt das Destillat in die Lagerfässer. Die Mindestlagerdauer beträgt sechs Monate. Der Betrieb lagert drei Jahre (dabei verdunsten 5 - 10% je Jahr) in Eichenfässern oder Fässern aus brasil. Holz (Einfluss auf Farbe und Geschmack). Die Fässer halten ca. 20 Jahre. Reinigen der Flaschen und Abfüllen von Hand, Produkt “Magia da Serra“ mit 40 % Alkohol. Verkauf direkt oder weitere Lagerung. Der Betrieb produziert jährlich ca. 60.000 l Cachaca.
Im Durchschnitt liegt der Ertrag von 1 ha bei 100 t Zuckerrohr (max. 140 t) = 70 t Saft mit 20% Zucker = 10.000 l Cachaca, d.h., 1 t Zuckerrohr ergeben 100 l Cachaca. Da der Betrieb hohe Qualität anstrebt (nur einmal brennen, kein Trink-Alkohol aus “Kopf und Schwanz“), werden aus 1 t Zuckerrohr nur ca. 75 l Cachaca produziert. Der Schnitt der ca. 2 m hohen Pflanzen erfolgt von Hand in den Monaten Juni bis Dezember. Die Pflanze wächst nach, wegen abnehmendem Ertrag nach 4 Jahren aber Neupflanzung. Das Pflanzenwachstum erfolgt in der Regenzeit (Oktober - April), die Zuckereinlagerung in der Trockenzeit (Mai - September). Versteuert wird die Flasche beim Verkauf, nicht der Bestand im Lager. Es gibt keine Alkoholsteuer. Berechnet werden 27% IPI-Steuer (für Fertigprodukte) und 25% Umsatzsteuer. Gelegenheit zur Verkostung und zur Bevorratung für die Heimat.”

Bioethanol in Brasilien

Die weltweite Ethanolproduktion hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und lag 2004 bei rund 40 Millionen Kubikmeter. Der Preis für Bioethanol betrug 2004 in Brasilien 0,19 US-$/l, in den USA 0,33 US-$/l und in Europa 0,55 $/l. In Brasilien sind die Vollkosten der Ethanolproduktion im weltweiten Vergleich am geringsten und es ist davon auszugehen, dass der technische Fortschritt zukünftig noch geringere Produktionskosten zulässt. In Brasilien existieren etwa 400 Ethanol-Konversionsanlagen mit einer Gesamtkapazität von derzeit etwa 18 Millionen Kubikmetern. Neue Technologien sind in der Entwicklung, um auch aus dem Zuckerrohrstroh, welches überwiegend auf den Feldern abgebrannt wird, Ethanol zu gewinnen. Durch das neue brasilianische Energieeinspeisegesetz kann nun aus der überschüssiger Bagasse, die bei den Zucker- und Ethanolfabriken anfällt, Strom gewonnen, und in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Schätzungen für das Energiepotential von Bagasse reichen von 1000-9000 MW, abhängig von der angewendeten Technologie. Heutzutage können 288 MJ Energie aus den Resten von einer Tonne Zuckerrohr extrahiert werden. Das bedeutet, dass eine mittelgrosse Destillerie, die jährlich eine Million Tonnen Zuckerrohr verarbeitet, etwa 5 MW Überschussenergie verkaufen kann.

Ethanol kann völlig im eigenen Land hergestellt werden und sichert Brasiliens Unabhängigkeit von den erdölfördernden Ländern. Es ist halb so teuer wie Benzin und gilt als umweltfreundlicher, da es kein Blei enthält und weitaus weniger Kohlendioxidausstoß verursacht. Beinahe 5 Millionen Pkws in Brasilien fahren heutzutage mit reinem Bio-Ethanol, weitere 9 Millionen laufen mit einem Gemisch aus Benzin und Alkohol. Seit der Einführung des Proálcool-Programms wird in Brasilien dem Benzin Ethanol beigemischt. Heute gibt es im brasilianischen Kraftstoffmarkt nur Benzin mit einer Beimischung von 25% Ethanol (E-25) und reines Ethanol (E-100). Der jährliche Verbrauch liegt seit Ende der 80er Jahre bei rund 12 Mio. m³, wobei der Verbrauch von Ethanol als Reinkraftstoff von 1997 bis 2002 rückläufig war, in den letzten Jahren aber wieder anstieg. Selbst herkömmliche Motorenmodelle, wie sie auch in Europa üblich sind, vertragen das Benzin-Alkohol-Gemisch (Gasohol) sehr gut. Die Beimischung von Ethanol führt sogar zu einer verbesserten Motorleistung. Die Produktion von rein mit Benzin betriebenen Motoren wurde in Brasilien bereits 1979 eingestellt. Dass sich Alkohol als Treibstoff so erfolgreich auf dem Markt durchgesetzt hat, ist den sogenannten FLEX-Motoren zu verdanken, die sowohl mit Alkohol als auch mit Benzin oder einem Gemisch davon funktionieren. Etwa 80% aller in Brasilien hergestellten Autos sind mit dieser Technologie ausgerüstet, Tendenz steigend. Die Mineralölindustrie erwartet aus diesem Grunde eine deutliche Ausweitung der Binnennachfrage nach Ethanol. An Brasiliens Tankstellen wir heute bereits mehr Alkohol als Benzin verkauft. Nach Meinung von Experten wird Ethanol zukünftig neben Wasserstoff einer der Treibstoffe des 21. Jahrhunderts sein.

Vom Zuckerrohr zum Ethanol : Das Programm Pro-Alcool

Nach der zweiten schweren Erdölkrise verabschiedete die damalige Militärregierung 1975 das Programm Proálcool als Massnahme zur Reduzierung der Erdölimportabhängigkeit. Zuckerrohr wurde zur Herstellung von Ethanol verwendet und zunächst als Mischung mit Benzin, anschließend als alleiniger Treibstoff für speziell entwickelte Motoren eingesetzt. Weiterführende Ziele des Programms waren der Schutz der nationalen Zuckerrohr-Produktion, die Nutzung eigener, erneuerbarer Energie-Ressourcen, so wie die Entwicklung eines Wirtschaftssektors basierend auf Alkohol mit Prozesstechnologien zur Produktion und Verwendung industrieller Alkohole.
Das ProAlcool-Programm beschleunigte die technologische Entwicklung und reduzierte die Kosten innerhalb der Landwirtschaft und weiterer Industrien. Die moderne und effiziente Alkoholindustrie gehört heute zu Brasiliens grössten Industriesektoren. Rund 2,5 Milliarden Liter der Ethanolproduktion aus Zuckerrohr exportiert Brasilien vor allem in die USA und nach Indien. Umweltfragen und steigende Erdölpreise steigern die Nachfrage von ausländischen Märkten und machen Brasilien dank seiner Zuckerindustrie zum Marktführer in Sachen Ethanolproduktion und -technologie. Auch der im Kyoto-Protokoll festgelegte CO² -Emissionshandel, wonach sich Industrieländer einen Teil der Reduktion ihrer Schadstoffausstöße durch Investitionen in nachhaltige Projekte in Entwicklungsländern ersparen können, stellt höhere Erträge für Brasiliens Bioethanolproduktion in Aussicht. Obwohl ProAlcool von der Regierung geplant wurde, ist die Alkoholproduktion heute ausschliesslich in privater Hand. Durch Investitionen in Bioforschung und Technologie konnte der durchschnittliche Ethanolertrag zwischen 1987 und 2000 stetig um etwa 3,5% jährlich gesteigert werden.

Ökonomische und soziale Auswirkungen

Das brasilianische Alkohol-Förderprogramm wurde oft kritisiert, unter anderem für die exzessive Bestellung von Land mit Monolkulturen und daraus resultierender Umweltschäden, Verdrängung von Nahrungsmitteln, Stütze auf schlecht bezahlte, temporäre Arbeit, Abhängigkeit von staatlichen Subventionen ect. Tatsächlich ergaben sich durch ProAlcool ernsthafte Umweltschäden, besonders zu Beginn des Programms. Die Alkoholproduktion kann beträchtliche, negative, ökologische Auswirkungen haben, da grosse Mengen Schlempe anfallen, die ins Grundwasser gelangen können. Für jeden erzeugten Liter Ethanol fallen in den Destillerien bis zu 14 Liter Schlempe mit hohem biochemischem Sauerstoffbedarf an. Die unternommenen Anstrengungen zur Lösung dieser Probleme, resultierten in einer Reihe von alternativen, technischen Lösungen, wie zum Beispiel die Verminderung des Abwasservolumens oder die Umwandlung der Schlempe in Dünger, Tierfutter oder Biogas.

Das Abbrennen der Felder vor der Ernte führte zu Luftverschmutzung und Atemwegsproblemen. So wurde die Luftverschmutzung in den Städten durch ethanolbetriebene Fahrzeuge zwar vermindert, auf dem Land jedoch gesteigert. Mittlerweile wurde das Abbrennen der Felder verboten.

Der Einsatz von Bioethanol als erneuerbarer Kraftstoff war aus klimapolitischer Sicht lange Zeit umstritten. Gegner argumentieren mit ungünstigen Treibhausgasbilanzen aufgrund aufwändiger Umwandlungsprozesse und geringer Energieausbeuten. Verschiedene Studien kommen in Abhängigkeit von den getroffenen Annahmen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die überwiegende Zahl der Studien geht von Energiegewinnen zwischen 8 und 15 MJ/Liter aus. Brasilien hat mit 2,24 kg CO²-Äquivalente/Liter Ethanol bei der Produktion aus Zuckerrohr die beste Treibhausgasbilanz. Für Deutschland liegt der beste Wert bei 1,5 kg CO²-Äquivalente/Liter Ethanol bei der Produktion aus Zuckerrüben.

2010 soll die brasilianische Zuckerrohrproduktion 500 Millionen Tonnen überschreiten. Eine Ausdehnung der Anbaufläche ist zu erwarten. In diesem Zusammenhang stellen Kritiker die ethische Frage nach der Legitimation der Verwendung von Land zur Produktion von Kraftstoff anstatt zur Produktion von Nahrungsmitteln. Es mag berechtigt sein, darüber nachzudenken wer bei einer Umwandlung von Feldfrüchten zu Kraftstoff am Ende profitiert und wer – auch im Hinblick auf ökologische Probleme, die dadurch verursacht werden können – benachteiligt wird.

Das Ethanolprogramm führte zu einer weitgehenden Verdrängung von kleinen Farmen und diversifizierter Landwirtschaft durch den grossflächigen Anbau der Monokultur. Dies hatte wiederrum einer Abnahme der Biodiversität und weitere Verringerung des verbliebenen Urwaldes (nicht nur durch Abholzung, sondern auch durch Feuer, die durch das Abbrennen der Felder verursacht wurden) zur Folge. Der Ersatz von Nahrungsmitteln durch das lukrativere Zuckerrohr führte zu einem Anstieg der Preise für Lebensmittel.

Ausblick

Angesichts der erwarteten rasanten Steigerung der Ethanolnachfrage stellt sich die Frage, wie die Investitionen in die Ethanolindustrie und die Erschließung neuer Anbauflächen in relativ kurzer Zeit realisiert werden können. Für den internationalen Markt bedeutet dies unter Umständen, dass angesichts der starken Binnennachfrage nur ein geringes Angebot aus Brasilien zur Verfügung stehen könnte. Zudem ist die Infrastruktur unzureichend, was sich u. a. in hohen Logistikkosten und Risiken niederschlägt. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass steigende Ethanolpreise in Brasilien auch den Weltmarktpreis von Ethanol nach oben ziehen werden. Dieser Prozess würde umso stärker ausfallen, je länger der Trend steigender Ölpreise anhält.

Als große Chance für die brasilianische Ethanolindustrie wird die weltweit stark wachsende Nachfrage nach Bioethanol betrachtet. In einer steigenden Zahl von Ländern in Europa und Asien wird die Verwendung von Biokraftstoffkomponenten forciert. Länder wie Japan und Korea haben erheblichen Importbedarf. Auch Exporte in die USA spielen eine zunehmende Rolle. Allerdings ist auch bekannt, dass die Preise für brasilianisches Ethanol in der Vergangenheit immer sehr instabil waren, bedingt durch schwankende Nachfrage und unterschiedliche Zuckerpreise. Vor dem Hintergrund des erwarteten starken Anstiegs der Nachfrage sowohl im Heimatmarkt als auch in Nordamerika, Asien und Europa expandiert die brasilianische Ethanolproduktion derzeit deutlich.

 

 

Obstbau - Früchte

Obstbau in BrasilienIn Brasilien werden auf 2,4 Millionen Hektar die verschiedenste Früchte angebaut. Im Jahr 2005 betrug die Gesamtproduktion 35,4 Millionen Tonnen. Im Folgenden werden die Wichtigsten kurz vorgestellt.

 

Orangen

In Brasilien werden auf rund 810.000 Hektar rund 17,8 Millionen Tonnen Orangen produziert, hauptsächlich im Bundesstaat São Paulo. Es gibt ausgedehnte Orangenplantagen und Verarbeitungsindustrien um die weltweite Nachfrage nach Fruchtsäften zu bedienen. Der Produktionsumfang kann über 100 kg pro Baum erreichen.

Mehr als neunzig Prozent der in Deutschland konsumierten Orangen-Getränke kommt aus Brasilien. Mit jährlich rund 650.000 Tonnen ist die Europäische Union der Hauptabnehmer des brasilianischen Orangensaftkonzentrats, von dem insgesamt rund eine Million Tonnen pro Jahr hergestellt wird. Niedere Kosten für Arbeit, Transport und Lagerung begünstigen eine große Gewinnspannen für die Fruchtsaft- und Handelskonzerne.

Seit den 70er Jahren wird nur noch das Fruchtsaft-Konzentrat exportiert. Dem Saft werden dazu 60 Prozent seiner Flüssigkeit entzogen; das Endprodukt wird eingefroren und bei minus acht Grad von riesigen Tankfarmen an der brasilianischen Atlantikküste auf die Tankschiffe gepumpt. Gut 80% der früher benötigten Transportfläche werden so gespart.

Die Arbeitsbedingungen auf den Orangenplantagen sind teilweise sehr schlecht. Die körperlich harte Arbeit ist unterbezahlt. Der Lohn dier Arbeiter liegt rund ein Drittel unter dem staatlich festgesetzten Mindestlohn von derzeit 350 R$ bzw. 125 Euro. Seit einer Gesetzesänderung im Jahr 1995 haben die Pflücker nun den Status „freier Unternehmer“, und sind somit nicht mehr sozialversichert. Die Erntesaison dauert höchstens sechs Monate im Jahr. In der anderen Hälfte des Jahres ist anderweitige Beschäftigung kaum vorhanden. Da kaum ein Erntearbeiter seine Familie ernähren kann, ist Kinderarbeit auf den Plantagen – obwohl sie durch den öffentlichen Druck in den letzten Jahren zurückgegangen ist - ein leidiges Thema. Seit Menschenrechtsverbände und Gewerkschaften diese Situation anprangerten, haben die meisten westlichen Fruchtsaftkonzerne die Kinderarbeit bei ihren Lieferanten verboten. Das Kernproblem, die niedrigen Löhne wurde damit jedoch nicht gelöst.

Äpfel

Der Apfelanbau wird in Brasilien erst seit Anfang der 70er Jahre betrieben. Die Hauptanbaugebiete von Äpfeln liegen in den gemäßigten Klimaten im Süden des Landes, besonders im Bundesstaat Santa Catarina. Die gängigsten Apfelsorten sind Gala, Fuji und Golden.

Im Jahr 2005 wurden auf einer Fläche von 35.300 ha rund 844.000 Tonnen Äpfel produziert mit einem durchschnittlichen Ertrag von knapp 24 Tonnen pro Hektar. Davon werden etwa 20 Prozent im Wert von 72,6 Mio US$ exportiert. Ein Großteil geht an die Europäische Union. Brasilien produziert genau zu der Zeit wo Chile und Australien keine Ernten haben und bedient so den EU-Markt.

Die Exportmenge an konzentriertem Apfelsaft betrug 2004 rund 31.500 Tonnen im Wert von 20,6 Mio US$.

Mango

Die Gesamtproduktion an Mangos beläuft sich auf rund 850.000 Tonnen, die auf einer Fläche von 68.000 Hektar produziert werden.

Im Vale do São Francisco im semi-ariden Nordosten Brasiliens werden rund 80% aller exportierten Mangos, auf einer Fläche von ungefähr 22.000 Hektar produziert. Von diesem gesamten Anbaugebiet liegen 62,8% im Bundesstaat Bahia, 25,7% in Pernambuco und 10% in Minas Gerais.

Das Vale do São Francisco produziert 80% aller aus Brasilien exportierten Mangos und 95% aller Weintrauben. Allerdings sind die Kosten des Mangoanbaus nur halb so hoch wie die des Rebenanbaus, weshalb ersterer eine wesentlich größere Fläche einnimmt. Nachdem zunächst der von Europa und den USA geforderte Qualitätsstandard erreicht wurde, eroberte die Frucht weitere Märkte in Asien. Der japanische Markt bezahlt bis zu dreimal so viel wie die Europäer und Nordamerikaner. Dieses Jahr hoffen die Produzenten des Vale do São Francisco, ihre Produkte auch auf den chinesischen Markt bringen zu können. Der Umsatz der exportierten Mangos aus de Region betrug im Jahr 2005 46,6 Millionen US$. Durch die geplanten Bewässerungsprojekte erwarten die Mangoproduzenten einen weiteren Anstieg des Umsatzes von mindestens 30%.

Papaya

Die Gesamtanbaufläche beläuft sich auf 36.500 Hektar mit einer Gesamtproduktion von 1,65 Millionen pro Jahr. Exportiert werden rund 46% der Produktion im Wert von 26,6 Millionen US$ in die USA und nach Europa. Die Frucht wird nicht nur zum Verzehr verwendet. Das in der Papaya enthaltenen Enzym Papain findet in der Arzneimittelherstellung Verwendung, dient der Lebensmittelindustrie als Fleisch-Zartmacher und wird in der Textilproduktion eingesetzt um das Schrumpfen von Wolle und Seide zu verhindern.

Bananen

Brasilien ist mit einer Produktion von 6,7 Millionen Tonnen auf knapp 500.000 Hektar nach Indien und Ecuador bedeutender Bananenproduzent. Der Großteil wird im Land selbst konsumiert, nur etwa 190.000 Tonnen im Wert von 27 Millionen US$ gehen in den Export. Probleme beim Export der brasilianischen Bananen sind die Unregelmässigkeiten in Gewicht und Form, so wie Fleckempfindlichkeit. Als Vorteile sind der hervorragende Geschmack und die größere Auswahl durch Vorhandensein verschiedene Sorten zu nennen. Die am meisten konsumierte Sorte ist die Banana Caturra. Den höchsten Erlös erzielt die Banana Prata. Daneben gibt es weitere Sorten, wie Banana da Terra, und Banana maçã.

 

 

Weinbau

Weinbau in Brasilien

 

 

 

 

Geschichte

Im Jahr 1532 pflanzten die Portugiesen im Zuge der Kolonisierung Brasiliens in der Region Sao Paulo die ersten Reben. Zu Beginn des 17. Jhdt. kultivierten Jesuiten spanische Reben in Rio Grande do Sul. Nach der Zerstörung der Jesuiten-Missionen durch die Siedler und auf Grund der Vertreibung des Ordens wurde der Weinbau jedoch wieder aufgegeben. Erst um 1840 erfuhr er durch die Einführung der Hybridrebe Isabella an der Südküste der Region Rio Grande eine Wiederbelebung. Größere Bedeutung erlangte der Weinbau ab dem Jahre 1875 durch italienische und später deutsche Einwanderer, die ihre heimischen Reben mitbrachten.

Heute

Brasilien produziert auf 73 500 Hektar Anbaufläche 1,2 Mio Tonnen Wein- und Tafeltrauben. Ein Hektar erbringt im Durchschnitt 16 Tonnen. Die Produktion von Weinen, Traubensaft und Nebenprodukten konzentriert sich hauptsächlich im Bundesstaat Rio Grande do Sul, wo im Durchschnitt jährlich 330 Millionen Liter Wein und Saft hergestellt werden. Dies entspricht 95% der nationalen Gesamtproduktion. 2004 betrug die exportierte Menge etwa 29 000 Tonnen im Wert von knapp 53 Mio US$.

Vale dos Vinhedos

Das bekannteste Weinbaugebiet Brasiliens ist das Vale dos Vinhedos (Weintal) im Bundesstaat Rio Grande do Sul, wo der Weinbau vor über hundert Jahren von italienischen Einwanderern begründet wurde. Hier werden im Hügelland um die zwei Städte Bento Gonçalves und Garibaldi, verschiedenste Weinsorten angebaut, wie Gamay, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc, Semillon, Merlot and Alicante Bouschet. Desweiteren Riesling, Gewurztraminer,Trebiano, Prosecco und viele Muskateller-Sorten. Es herrscht ein gemäßigtes Klima vor, mit sonnenreichen Sommern und ausreichend Regen.

Vale do Rio São Francisco

Das Tal des Rio San Francisco durchzieht die Bundesstaaten Pernambuco, Bahia, Minas Gerais, Alagoas und Sergipe im semi-ariden Nordosten Brasiliens. Das Becken des Flusses São Francisco erstreckt sich über eine Fläche von 640.000 Quadratkilometer. Der Hauptlauf hat eine Länge von 2700 Kilometern zwischen den Oberläufen der Serra da Canastra in Minas Gerais und seiner Mündung in den Atlantik zwischen den Bundestaaten Alagoas und Sergipe. Dieses Gebiet beinhaltet etwa 503 Gemeinden und geschätzte 17 Millionen Einwohner.

Seine Lage, so wie fruchtbare Böden, trockenes Klima und Sonneneinstrahlung während des ganzen Jahres, predestinieren das Tal für die landwirtschaftliche Nutzung und die Obstproduktion. Diese Faktoren ermöglichten die Umsetzung eines Projekts zur Förderung des bewässerten Obstanbaus, das vor 30 Jahren durch die Gesellschaft zur Entwicklung des Vale do Sao Francisco in Zusammenarbeit mit Kleinbauern und Produzenten ins Leben gerufen wurde. Es hat zum Ziel, die Region mit einer verbesserten Infrastruktur auszustatten. Die Landwirtschaft im Tal des San Francisco bietet circa 16.000 direkte Arbeitsplätze in der Region.

Das Vale do São Francisco produziert 80% aller aus Brasilien exportierten Mangos und 95% aller Weintrauben. Im Jahr 2005 wurden aus dem Tal mehr als 115.000 Tonnen Früchte in 25 Länder exportiert. Der Umsatz betrug 126 Millionen US-Dollar, woran die Weintrauben einen Anteil von 50% und die Mangos 37% hatten. Der Rest verteilte sich auf andere im Vale do São Francisco angebaute Früchte wie Kokosnuss, Guave und Acerola. Der internationale Preis der Weintrauben ist um 15,3% gestiegen und Bahia verzeichnete einen Anstieg der Exportmenge von 84% sowie von 108% des Umsatzes.
Auf Grund des heißen Klimas und der hohen Luftfeuchtigkeit besteht eine erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten. Darum werden resistente Rebsorten der Spezies Vitis labrusca wie Concord, Delaware, Dutchess, Isabella (häufigste Sorte), Niagara (häufigste weiße Sorte) und verschiedene Hybriden auf Basis Seibel angebaut. Die Lese muss aus den klimatischen Gründen relativ früh erfolgen, deshalb ergeben die Trauben säurereiche aber etwas körperarme Weine. Die etwas derben, alkoholreichen Rot- und Weißweine sind vor allem für den Inlandsmarkt bestimmt. Seit einiger Zeit schon werden zunehmend auch europäische Sorten wie Bordeaux (Ives Noir), Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Chardonnay, Malvasia, Merlot, Muskateller-Sorten, Petite Sirah und Trebbiano forciert. Große europäische Unternehmen setzen neue Initiativen, vor allem Cinzano, Domecq und Moet et Chandon (mit dem Weingut Chandon Brazil), die auch Schaumweine erzeugen. Der weitaus größte Produzent ist die Cooperativa Vinicola Aurora mit 60 Millionen Flaschenpro Jahr, der die Trauben von rund 1.500 Produzenten verarbeitet.

Ein Generalplan zur Entwicklung des Tals des Rio São Francisco (PLANVASF - Plano Diretor de Desenvolvimento do Vale do Rio São Francisco) der Regierung sieht vor, das gesamte, 2700 km lange Tal des Rio São Francisco bis zum Jahre 2010 in riesige Bewässerungsplantagen zu verwandeln, zusammen mit der entsprechenden Infrastruktur wie Staudämmen, Häfen und einem Flughafen, der bei Petrolina (Pernambuco), Juazeiro auf der anderen Flußseite gegenüber, bereits gebaut wurde.

Unter dem früheren Präsidenten Cardoso konnte das Projekt durch internationalen Protest verhindert werden. Unter dem gegenwärtigen Präsidenten Lula ist es im Rahmen eines mehrjährigen Entwicklungsplanes wieder im Gespräch und beinhaltet die Ableitung von 127m³/s Wasser 600 km aufwärts von der Mündung des São Francisco Fluss, wodurch das Problem der Dürre im semiariden Nordwesten Brasiliens gelöst werden soll. Das Projekt ist heftig umstritten, da gravierende ökologische und soziale Schäden erwartet werden. Der Fluss ist für Millionen Menschen und eine Unzahl von Pflanzen und Tieren lebensnotwendig, und es wurden schon große Eingriffe in seinen natürlichen Lauf unternommen. Fünf große Staudämme verändern seinen natürlichen Wasserzyklus, was zur Folge hat, dass Fische nicht im Oberlauf laichen können und Uferbewohner ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage verlieren. Die Abholzung der Uferwälder und der natürlichen Vegetation Cerrado und Caatinga für Monokulturen von Eukalyptus und Soja führen zur Austrocknung der Quellflüsse und zur Versandung des Flusses.

Das geplante Bewässerungsgroßprojekt dient besonders der Stärkung des Exports. Land und das Wasser werden konzentriert wodurch die lokale Produktion und Märkte extrem benachteiligt werden könnten und die Abwanderung und Armut weiter zuehmen wird. Zudem verschmutzen und vergiften Schädlingsbekämpfungsmittel und sanitäre Abwässer das Wasser und bedrohen die Tiere und Menschen, die am und mit dem Fluss leben. Auch ob sich das Projekt ökonomisch überhaupt lohnt ist umstritten.

 

 

Tabak

Tabak in BrasilienWeltweit gibt es etwa 1,1 Milliarde Raucher, die etwa 6 Billionen Zigaretten jährlich konsumieren. In Brasilien rauchen 30,6 Millionen Menschen über 15 Jahre.

Ein Päckchen Zigaretten kostet in Brasilien je nach Marke etwa 2 Reais (ca. 0,80 Euro), davon sind 41,25% Verbrauchssteuer und 25% Umsatzsteuer. Für Zigaretten aus den USA beträgt der Einfuhrzoll 0,81 US$/20 Zigaretten, wohingegen Argentinien, Paraguay und Uruguay zollfrei importieren dürfen.

Aktuell beträgt die Anbaufläche von Tabak in Brasilien etwa 500 000 Hektar mit einer Gesamtproduktion an Tabakblättern von knapp 880 000 Tonnen. Im Jahr 2004 gingen ca. 600 000 Tonnen im Wert von 1,4 Milliarden US$ in den Export.

135 000 kleinbäuerliche Familienbetriebe produzieren Tabak als für sie wirtschaftlich wichtigstes Produkt. Tabak ist eines der wenigen Produkte, dass auch auf kleinen Flächen ein viermal höheres Einkommen erzeugt als jede anderen Frucht. Darüberhinaus hilft es, die Abwanderung auf dem Land zu mildern, da es Familienarbeitskräfte effizient ausnutzt. Die Lohnkosten betragen bei Tabak etwa 50% der gesamten Produktionskosten. Allerdings zeigt das Einkommen von Tabak-Betrieben über die Jahre kräftige Schwankungen.

Tabak ist eine wichtige Quelle für ständige Arbeitsplätze, die spezialisierte Arbeit auf den Betrieben wie auch in der lokalen Industrie bereithält. Die Gesamtanzahl an Arbeitsplätzen in der Tabakindustrie beträgt etwa 2,2 Millionen, davon sind 500000 direkt in der Landwirtschaft, 200000 in betriebsnahen Aktivitäten, wie der Weiterverarbeitung auf den Betrieben und weitere 1,5 Millionen in vor- und nachgelagerten Bereichen wie Transport, Distribution, Verarbeitung, Gross- und Einzelhandel, Verarbeitung für den Export, ect.Wie in vielen anderen Ländern ist die Tabakproduktion in Brasilien nicht nur wegen der hohen Rentabilität attraktiv, sonder auch wegen der garantierten Produktionsabnahme, die es bei anderen Produkten nicht gibt.

Die industrielle Tabakproduktion konzentriert sich vor allem im Süden des Landes in den Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul, wo sich Tabak erzeugende und verarbeitende Industrien befinden, die stark exportorientiert sind. Die Bundesstaaten sind sehr vom Einkommen der Mehrwertsteuer auf Tabak abhängig. Als zweitgrösster Tabakproduzent der Welt exportiert Brasilien 60% seiner Erträge hauptsächlich in die USA und nach Asien.

Im Süden werden hauptsächlich die drei Sorten Virginia, Comum und Burley angebaut, wovon Virgina alleine Dreiviertel der Produktion ausmacht.

Zigarren- und Pfeifentabak

Es gibt zwei Hauptanbaugebiete für Zigarrentabake, beide liegen im Nordosten. Die Region Arapiraca befindet sich im Bundesstaat Alagoas. Hier wird ein würziger Tabak mit klar strukturierten Blättern produziert. Die etwa 500 km südlich gelegene Region Reconcavo im Bundesstaat Bahia bringt Tabak mit weniger Würze aber feinstrukturierte Blätter hervor. Im Gegensatz zur sonst üblichen Einzelblattpflückung werden in dieser Region die Blätter am Stengel getrocknet, was ihnen eine besondere Würze verleiht. Es werden einige Premium-Marken im Land gefertigt, der Hauptanteil des brasilianischen Zigarrentabaks wird jedoch hauptsächlich als Rohtabak exportiert und überwiegend in Europa weiterverarbeitet.

Probleme

Wie in anderen landwirtschaftlichen Bereichen, ist auch in der Tabakindustrie die Kinderarbeit ein Thema. Obwohl Kinderarbeit nach brasilianischer Gesetzgebung strengstens verboten, ist sie in manchen ruralen Gebieten nach wie vor zu finden. Tabakpflücker (besonders Kinder und Jugendliche) erkranken häufig an Symptomen wie Schwindel, Übelkeit oder Hautreizungen. Die Erkrankung kann auftreten, wenn die Haut mit nassen Tabakblättern in Kontakt tritt und mit dem austretenden Nikotin in Berührung kommt. Darüberhinaus bedingt fehlende Schutzkleidung schwere gesundheitliche Schäden durch den Einsatz von Pestiziden.

Für die Tabakproduktion ist die Verfügbarkeit von Feuerholz für die Fermentation Voraussetzung. Rechtliche Beschränkungen bezüglich der Nutzung von Wald fordern von allen landwirtschaftlichen Betrieben 20% des Farmlandes als ursprünglichen Wald zu belassen. Dieses Gestz wurde als Bedrohung für die Tabakindustrie angesehen. Die Tabakgesellschaften realisierten daraufhin ein Programm zur Wiederherstellung der Waldbestände an Produktionsstandorten. Dieses Programm zielte darauf ab, den ursprünglichen Wald zu bewahren und wieder aufzuforsten um den Tabak-Anbau mit Feuerholz für die Fermentation und Holz für Gebäude zu versorgen, und gleichzeitig das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Die Tabakgesellschaften, Produktionsgemeinschaften und –industrien investierten viel in ihr Versprechen, ungenutzte Flächen mit einheimischen (Akazie) und exotischen (Eukalyptus) Arten zu bepflanzen. Diese Kampagnen erreichten 140 000 Landwirte im Süden, die Vereinbarung umfasste alle zugehörigen Anbieter von Dienstleistungen und notwendigen Produktionsmitteln. Die Tabakindustrie hat sich dazu verpflichtet keinen Tabak zu erwerben bei dessen Behandlung Feuerholz aus irregulären Quellen verwendet wurde, und kein Landwirt wird registriert ohne Verpflichtung zur teilweisen Aufforstung seines Landes.

Ausblick

Während der Tabakkonsum in Industrieländern auf Grund verstärkter politischer Anti-Raucher-Massnahmen weiter abnimmt, wird in den Entwicklungsländern mit einer weiteren Zunahme gerechnet. Es wird erwartet, dass die Weltproduktion an Tabakblättern im Jahr 2010 7,1 Millionen Tonnen erreichen wird. Auf Grund der steigenden Kaufkraft der Bevölkerung steigern China und Indien ihren Tabakkonsum. Mit 320 Millionen Rauchern ist China der weltweist grösste Zigarettenkonsument.

Innerhalb dieses Wandels zwischen den Grössen im Tabakgeschäft wird Brasilien, auf Grund seiner Wettbewerbsfähigkeit und eines gut ausgebauten Industriesektors, weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Die Agrarpolitik in Brasilien im Bezug auf die Tabakproduktion wird derzeit neu definiert. Obwohl sich die Gewinne aus der Tabakproduktion hauptsächlich in den grossen Genossenschaften und Konzernen konzentrieren, ist sie doch auch eine wichtige Einnahmequelle für die von der Regierung unterstützten Kleinbauern. Es bestehen Interessenskonflikte zwischen der kleinbäuerlichen, familienbetriebenen Tabakproduktion und den grossen Gesellschaften, die das Produkt kaufen. Mittlerweile gibt es eine starke Lobby von Organisationen der Kleinbauern (vertreten durch die Federação dos Trabalhadores na Agricultura Familiar do Brasil - FETRAF) die zusammen mit der Politik des Ministeriums für Landwirtschaft und Entwicklung die Interessen der Familienbetriebe schützt.

 

 

Kaffee

Kaffeanabu in BrasilienDer Kaffeeanbau hat in Brasilien eine lange Tradition. Nachdem die ersten Kaffeepflanzen im Jahr 1727 durch die Portugiesen nach Brasilien gelangten, sorgte der Kaffeeanbau während des 19. Jahrhunderts für wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung im ganzen Land. Das Land wurde rasch zum weltweit grössten Kaffeeproduzent und behauptet diese Position bis heute. Insbesondere die Sorten Arabica und Robusta werden mit hoher Qualität produziert.

Kaffee ist eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter des Landes. 30 Prozent des auf dem internationalen Kaffeemarkt gehandelten Kaffees werden in Brasilien produziert und in die USA so wie nach Europa und Asien exportiert. Die Exportmenge von grünem Kaffee betrug im Jahr 2004 1,4 Mio Tonnen im Wert von 1,75 Milliarden US$. Ein nicht unbedeutender Anteil der Exporte besteht aus löslichem Kaffee. Über ein Drittel der Ernte wird im Land selbst konsumiert.

Im Jahr 2005 wurden grüne Kaffeebohnen in Brasilien auf 2,3 Mio ha Fläche angebaut und erbrachte eine Gesamtproduktion von 2,18 Mio Tonnen. Die Anbaugebiete, der sogenannte “Kaffeegürtel” Brasiliens, zieht sich in den tropischen und subtropischen Gebieten durch die Bundessataaten Minas Gerais, São Paulo, Paraná und Espírito Santo. Diese vier Bundesstaaten erzeugen 98% des brasilianischen Kaffees. Dabei werden 75% der Erträge von Kleinbauern produziert.

Bericht TopAgrar 2005
Fazenda Taquara in Barra do Piraí
im Bundesstaat Rio de Janeiro

“Ankunft in Barra do Piraí, Betrieb Fazenda Taquara, bewirtschaftet von Joao und Ana Streva. Im 18. Jahrhundert gegründet, herrschaftliches Gut aus der Kolonialzeit, damals Sklaven als Arbeitskräfte. Zunächst Besichtigung der Kaffeeplantage (83 ha LF, netto 65 ha mit 150.000 Arabica-Kaffeesträuchern), die bis 2003 vier Jahre lang ökologisch bewirtschaftet wurde. Rückkehr zu konventioneller Produktion, da der Ertrag von 1.600 Sack/ha (x 60 kg = ca. 100 t/ha) auf 1.200 Sack/ha gesunken war. Fazit: Bio-Kaffee lohnt sich nicht, Verlust 100.000 $. Alle 2 Reihen Furche für Schweinegülle und Wasser, Düngung täglich: 13 Güllefässer x 3.000 l = 36 m³/Tag , Verteilung über 4-Zoll-Schläuche. Gülleausbringung gesamt 45 m3/ha/Jahr. Der pH-Wert der Böden liegt bei 6,7. Kosten für die sonst erforderliche Mineraldüngung ca. 300 Reais/ha. Kaffeepflanze trägt ab 2,5 Jahre, muss jedes Jahr geschnitten werden, kann bis zu 100 Jahre alt werden. Der Rückschnitt erfolgt nicht mehr 15 cm über dem Boden, sondern in 1,50 m Höhe, der Stamm bleibt stehen! Dadurch gibt es bereits wieder Ertrag nach 1,5 Jahren, nicht erst nach 2,5 Jahren. Wegen 525 m Höhenlage keine Rostkrankheiten. In höheren Lagen dauert das Reifen länger, dafür aber bessere Qualität. Temperaturspanne von 18° C bis 35 - 38° C, 1.500 mm Niederschlag.

Die Bohnen werden durch Abstreifen von Hand geerntet, sie fallen auf ein ausgebreitetes Tuch. Teilweise werden auch bereits Vollernter (Schütteln) eingesetzt. Es gibt 26 ständige Ak für den gesamten Betrieb (davon 6 bei den Schweinen), Verdienst 360 Reais/Monat und ein Haus zum Wohnen sowie 60 - 70 Erntehelfer (Familien), Entlohnung 6 cent/l gepflückte Bohnen. Eine Familie pflückt bis zu 800 l/Tag = 48 Reais/Tag. Wenn zum Ernteende weniger Bohnen hängen, werden 10 cent/l gezahlt. Ernte im März/April, bei ungleicher Abreife bis Mai. Sie dauert ca. 90 Tage. Der Ertrag einer Kaffeepflanze liegt bei 1,5 - 2 kg (Bohnen ohne Schale). Vor der Trocknung werden die Bohnen maschinell gewaschen, dabei Sortierung nach guter und schlechter Qualität (schwimmt oben). Die Früchte werden drei Tage auf Beton vorgetrocknet (auf befestigten Flächen mit 2% Gefälle hinter dem Herrenhaus), danach 60 Std. maschinelle Trocknung. Verkauf an örtliche Rösterei zu einem Preis von 200 Reais/Sack, teilweise auch Tausch: Für 60 kg Rohware (1 Sack) werden 35 kg gemahlener Kaffee zurück geliefert. Die Kaffeeschalen werden als Einstreu für die Schweine genutzt.”

 

 

Kakao

Kakaoanbau in BrasilienAls Kakao bezeichnet man die Samen des Kakaobaumes und das daraus hergestellte Pulvers. Kakao ist ein wichtiges Exportprodukt zahlreicher Entwicklungsländer und dient - in verflüssigter Form - der Herstellung von Schokolade.

Der Kakaobaum wird bis zu 15 Meter hoch und trägt seine Blüten und Früchte direkt am Stamm, beschattet von fächerartigen Blättern. Da sie nur für wenige Stunden blühen, erfolgt die Bestäubung bei der Kultivierung der Pflanze künstlich. Nach vier bis acht Monaten, je nach Klima, ist die Frucht erntereif. Die 15 bis 25 Zentimeter langen und 350 bis 500 Gramm schweren Kakaofrüchte enthalten 20 bis 50 Bohnen. Um das begehrte, typische Aroma zu erreichen müssen diese in der Pulpa, dem weißen Fruchtfleisch, das sie umhüllt, fermentieren. Wärme bringt das Fruchtfleisch zum Gären, wobei die Samenkeime absterben, die Bohnen verfärben sich dunkelbraun und verlieren ihren herben Geschmack. Danach müssen die vom Fruchtfleisch befreiten Bohnen bis auf 6 bis 7 Prozent Feuchtigkeitsgehalt trocknen, um Schimmel zu vermeiden.

Kakao braucht viel Feuchtigkeit, durchschnittlich 25° C und Höhenlagen zwischen 400 und 700 m. Die Kakaoproduktion erfolgt in erster Linie in afrikanischen Ländern, wie der Elfenbeinküste und Ghana. Weitere Anbaugebiete liegen in Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Mexiko und der Dom. Republik. Mittlerweile erfolgt der Anbau auch in Asien. Indonesien und Malaysia zählen heute zu den größten Produzenten, Java, Sumatra und Samoa bringen besonders hochwertigen Kakao zur Reife.

Kakao wird in Brasilien auf einer Fläche von 665 500 ha kultiviert. Die Gesamtproduktion an Kakaobohnen beläuft sich auf rund 214.000 Tonnen.

 

 

 

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