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Organische Lebensmittel

Brasilien besitzt im weltweiten Vergleich die fünftgrößte Anbaufläche für organische Produkte.

Es werden durch 4.500 zertifizierte Betriebe geschätzte 100.000 Hektar nach ökologischen Vorgaben kultiviert.
Etwa 70% der Produktion stammen aus den Bundesländern Paraná, Rio Grande do Sul, São Paulo, Minas Gerais und Espírito Santo. Ein erheblicher Anteil der Gesamtproduktion ist für den Auslandsmarkt bestimmt. Hauptabsatzmärkte sind die Europäische Union, USA und Japan. Die am häufigsten exportierten Waren sind Kaffee (Minas Gerais), Kakao (Bahia), Soja, Rohzucker und Mate-Kraut (Paraná), Orangensaft, Palmenöl und Trockenfrüchte (São Paulo), Caju-Nüsse (Nordosten) und Guaraná (Amazônia). Nach letzten Schätzungen erreichen die brasilianischen Exporte organischer Produkte einen Wert von 100 Millionen US$ jährlich. Die Breite des Angebots und der Exportanteil nehmen zu, womit der ökologische Landbau in Brasilien an Bedeutung gewinnen wird. Der organische Landbau in Brasilien besitzt nach große Expansionsmöglichkeiten, zum Beispiel im Obstbau, bei Getreide, Milch und Fleisch.

Auf dem Binnenmarkt werden Bio-Produkte hauptsächlich auf spezialisierten Märkten oder in Fachgeschäfte, besondern in großen Städten wie São Paulo, Rio de Janeiro und Belo Horizonte verkauft. Manche Supermarktketten, wie zum Beispiel die französische Kette Carrefour investieren in den Anbau organischer Produkte und produzieren eigene Herstellermarken. Carrefour erzeugt eigenen Weintrauben im Nordosten Brasiliens, die zum Großteil ins Ausland verkauft werden.

Es besteht eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Brasilien im Bereich der Bio-Landwirtschaft, was besonders auch durch die Fachmessen, wie BioFach und Export Sustentat auf dem deutsch-brasilianischen Wirtschaftstreffen in Berlin im Juli 2006 deutlich wurde.

Probleme

Trotz steigender Nachfrage beträgt der Preisunterschied für ökologisch erzeugte Lebensmittel bis zu 30% gegenüber den herkömmlichen Produkten. Der Hauptanteil dieser Mehrkosten geht zu Lasten der Kosten für die Zertifizierung. Von landwirtschaftlichen Genossenschaften werden zwar Alternativzertifizierungen angeboten, allerdings gelten diese nur für Lokalmärkte. Für den Verkauf auf ausländischen Märkten werden international anerkannte Zertifikate benötigt, deren Ausstellung teuer ist.

Ein weiterer Nachteil besteht in fehlenden Vermarktungsmöglichkeiten. Erzeuger organischer Produkte sind überwiegend Kleinbauern mit geringem Produktionsumfang deren Zugang zu den großen Supermarktketten stark vom Zwischenhandel abhängt. Außerdem sind die Entfernungen vom Kleinbetrieb zum Absatzmarkt sind meist groß und belasten die Produkte mit hohen Transportkosten. Ein Programm der Bundesregierung zur Förderung der Kleinbauern bietet günstige Kredite für ökologisch wirtschaftende Betrieb an. Diese sind allerdings nur für bereits zertifizierte Erzeuger verfügbar und nicht für Landwirte, die gerade auf ökologischen Anbau umstellen.

 

 

Technologie

Mit Hilfe von Forschungsinstitutionen, wie etwa der Embrapa (Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária) und der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Instituto Agronômico in Campinas (IAC), sind Technologien wie der Einsatz von Bioinsektiziden, oder ein Verfahren zur Bodendesinfektion mit Hilfe von Solarenergie recht weit fortgeschritten. Allerdings gibt es Schwierigkeiten mit der Verfügbarkeit und der Einführung dieser Technologien. Viele Landwirte müssen noch von der Wirtschaftlichkeit dieser Methoden unter Verzicht des herkömmlichen Mitteleinsatzes überzeugt werden.

 

 

Zertifizierung

Aktuell zertifiziert das Biodinamische Institut (Instituto Biodinâmico (IBD)) etwa 2000 Produzenten mit 60.000 Hektar Fläche. Weitere 2.500 Betriebe haben bereits Zertifizierungen erhalten, durch Institute, wie die Genossenschaft Coolmeia in Rio Grande do Sul, den Verband für Organische Landwirtschaft (Associação de Agricultura Orgânica – AOO), den Verband Natürlicher Landwirtschaft von Campinas (Associação de Agricultura Natural de Campinas-ANC), die Stiftung Mokiti Okada (MOA) im Bundesstaat São Paulo, die Vereinigung Biologischer Landwirte (Associação de Agricultores Biológicos - ABIO) in Rio, und die Vereinigung Organischer Landwirtschaft (Associação de Agricultura Orgânica - AOPA) in Paraná.

Es gibt heute in Brasilien noch kein bundesweit gültiges Siegel zum Ausweis organischer Produkte seitens des Landwirtschaftsministeriums. Der Erzeuger muss zum Qualitätsnachweis seiner Erzeugnisse auf private Zertifizierungsunternehmen zurückgreifen. Dieser Umstand verteuert die Produktionskosten erheblich.

 

 

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